Über Kôbun, Steve Jobs' Zen-Lehrer

12 May 2015. By Christian Grobmeier
Kôbun Otogawa lehrte Steve Jobs Zen. Anders als Jobs wurde Otogawa nicht ganz so berühmt. Dennoch war er ein unkonventioneller und interessanter Zen-Meister.

Kôbun Otogawa war ein unkonventioneller Zen-Meister. Er war eine modern denkende Person, die sich nicht mit einem ehrenwerten Titel wie “Roshi” oder “Sensei” ansprechen ließ. Er sagte seinen Schülern, sie sollten ihn einfach bei seinem Namen nennen, so als wäre er ein Freund.

Wer war Kôbun

Kôbun war ein Schüler von Kôdô Sawaki Roshi, der den Lesern meines eigenen Buchs, "The Zen Programmer", bekannt sein dürfte. Da Sawaki Roshi's Worte mich tief berührt hatten, war ich sehr froh zu hören, dass beide Meister zusammensaßen. Sawaki hat immer die Wichtigkeit des Zazen (sitzende Meditation) betont, und es scheint so als ob Kôbun seine Meinung teilte. Laut "kobun-sama.org", war er auch in den traditionellen Zen-Künsten außergewöhnlich bewandert.

Er praktizierte mit Kanjuro Shibata Sensei Kyudo (Bogenschießen) in Tokio. Viele Bilder auf der Website zeigen ihn auch beim Praktizieren von Kalligraphie. Ich dachte ich hätte etwas darüber gelesen dass er sogar die Shakuhachi gespielt hat. Aber ich konnte nirgendwo Belege dafür finden. Ich wäre nicht überrascht.

Ein außergewöhnlicher Rebell

Aber der Abt des Klosters, Chino Roshi, verwehrte Kôbun's Wunsch, sich versetzen zu lassen alle drei Male, die Kôbun um Erlaubnis bat. Gemäß der Tradition darf der Schüler seinen Meister drei Mal darum bitten, das Kloster verlassen zu dürfen. Wenn der Meister seinen Wunsch alle drei Male verwehrt, muss der Schüler die Entscheidung akzeptieren und bleiben.

Chino Roshi wollte, dass Kôbun in der Zukunft der neue Abt werden würde, und das ist der wahrscheinlichste Grund, warum er ihn nicht gehen lassen wollte. ​Aber Kôbun ignorierte seinen Meister und ging in die USA. Indem er seinen Titel ignorierte, bewies er ebenso einmal mehr, was für ein außergewöhnlicher Zen-Meister er war, wie mit seiner Entscheidung, nach Kalifornien zu gehen. Nach der Zen-Tradition hatte Kôbun als Dharma-Erbe von Chino Roshi selbst den zusätzlichen Namen Chino inne: Kôbun Chino Otogawa.

Ein "Dharma-Erbe" ist die Person, die die Lehren ihres Meisters weiterführt. Später, als Chino Roshi realisierte, dass Kôbun nicht wiederkommen würde, musste Kôbun zu seinem eigenen Namen Kôbun Otogawa zurückkehren. Aus diesem Grund verweisen manche Bücher auf Kôbun Chino anstelle von Kôbun Otogawa.

In seiner Biographie über Steve Jobs schrieb Walter Isaacson, dass seine Schüler fanden, dass Kôbun ein schreckliches Englisch sprach, voller poetischer und dramatischer Sätze. Steve traf ihn beinahe täglich zur Meditation. Manchmal meditierten sie auch ein ganzes Wochenende lang, Sesshin genannt.

Steve wollte Mönch werden

In gewisser Weise ist es Otogawa zu verdanken, dass wir heute iPhones nutzen können. Er lehnte es ab, Steve Jobs zu ordinieren. Der Mythos besagt, dass Kôbun Steve empfahl, in der Firma zu bleiben, weil er "einige große Dinge" zu tun habe. Tatsächlich realisierte Kôbun aber, dass Steve Schwierigkeiten damit hatte, stillzusitzen, sogar für nur eine Stunde. Er erwähnte dies in einem Video, über das ich in meinem nächsten Post in diesem Blog mehr schreiben werde.

In den späten 1980ern wurde Kôbun zum Vielflieger zwischen Klostern in den USA und Europa. Mehr als einhundert Schüler erhielten Gebote von ihm, meist weltliche Ordinationen. Er starb 2002 in der Schweiz. Die Art seines Todes war tragisch. Er ertrank in einem Badeteich als er versuchte, seine fünf Jahre alte Tochter zu retten.

Wenn Sie darüber nachdenken, mit dem Meditieren zu beginnen, haben Sie vielleicht Interesse, hier nach einem meditation centers or groups zu schauen, und seiner Tradition zu folgen.

Weiterführende Literatur

  • Kôbun: Nicolas Schossleitner. Berechtigungen genehmigt von http://www.kobun-sama.org.